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Kinderglauben

Als mein Sohn noch klein war, habe ich abends vor dem Schlafengehen mit ihm gebetet. Dann haben wir überlegt, an wen wir denken wollen und auf welche Menschen Gott besonders aufpassen möge. Viele Eltern haben das so mit ihren Kindern praktiziert und tun das noch heute.

 

Und nun habe ich von dem kleinen Mädchen gehört, dessen Cousine bei einem Feuer umgekommen ist. Seitdem fragt das Mädchen ganz viel: Warum ist das passiert? Warum musste meine Cousine sterben? Warum hat Gott nicht auf meine Cousine aufgepasst? Und die Erwachsenen sind ratlos. Was sollen sie antworten?

 

Das kleine Mädchen geht mir nicht aus dem Kopf. Mehr und mehr frage ich mich, welche Erwartung solche Gebete bei Kindern wecken, in denen um den Schutz Gottes für andere gebetet wird. Gott passt ja eben nicht in dem Sinne auf Menschen auf, dass ihnen gar nichts Böses geschieht.

 

Als mein Sohn fünf Jahre alt war, ist mein Vater an Krebs gestorben. Und wir hatten auch für ihn gebetet. Gott sei Dank konnte ich meinem Sohn damals verständlich machen, dass Gott Menschen eher durch das Böse hindurch begleitet als sie komplett davor zu bewahren.
Nach dem Tod meines Vaters waren unsere Abendgebete anders. Wir haben Gott einfach erzählt, was uns am Herzen lag. Und wenn wir für einen Menschen gebetet haben, dann haben wir gesagt: „Lieber Gott, sei bei ihm.“

 

Wir tun gut daran in unseren Kindern keine kindischen Vorstellungen zu wecken, sondern ihnen zu einem kindlichen Glauben verhelfen. Zu einem Glauben, der nicht alles versteht, aber der vertraut. Darauf vertraut, dass alles gut sein wird, auch im Bösen.

 

Und letztlich ist es ja das, was auch wir Erwachsenen brauchen. Keinen Kinderglauben, der irgendwann der Vernunft weichen muss. Sondern ein kindliches Vertrauen darauf, dass Gott da ist, auch wenn uns Böses widerfährt.