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Ich versteh nichts

Manchmal hole ich meinen Sohn von seiner Ausbildungsstelle ab. Er wird Elektriker. Auf einer Fahrt sagt er mir: „Die Straßenlampen dort – die sind alle parallel geschaltet. Wären sie nämlich hintereinander geschaltet, dann wäre der Strom von Lampe zu Lampe schwächer und das Licht dunkler.“

„Aha!“, sage ich – und verstehe gar nichts. Wie – parallel geschaltet? Aber die hängen doch hintereinander – und es hat doch nicht jede Lampe ein eigenes Kabel.  Unser Gesprächsthema wechselt, bevor ich auch nur annähernd etwas verstanden habe.

Am nächsten Tag greife ich das Thema noch mal auf. „Erklär mir noch mal das mit der Parallelschaltung.“ Mein Sohn versucht es mit einem Vergleich. „Stell dir vor, du würdest Wasserräder hintereinander aufstellen. Beim ersten Rad würde etwas Wasser verloren gehen – und etwas von der Kraft des Wassers, das in die Drehung des Wasserrades übergegangen ist. Beim zweiten wieder. Nach und nach hätten die Wasserräder weniger Wasser und weniger Wasserkraft. Wenn du aber den Zulauf vorher aufteilst, dann kannst du allen Wasserrädern die gleiche Menge Wasser zuführen und die gleiche Wasserkraft.“

Das leuchtet mir ein, obwohl sich mir weitere Fragen aufdrängen. Vor allem: Wie macht man das bei Stromkabeln?

Aber immerhin: Ich habe zwar nicht alles, aber zumindest etwas verstanden. Und ich erkenne: Von vielen alltäglichen Dingen, die mich umgeben – und auf die ich angewiesen bin, verstehe ich kaum etwas.

Ich muss mich darauf verlassen, dass andere es verstehen und für mich regeln.

Ich erkenne einmal mehr: Wir sind aufeinander angewiesen. Hoffentlich kann ich auf meinem Fachgebiet auch nützlich für andere sein – auch wenn die nicht genau verstehen, was die Grundlagen meines Tuns sind – und wie sie funktionieren.

Wichtig ist, dass ich ihnen etwas Gutes tun kann.