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Blühender Mandelzweig

In den vergangenen Wochen habe ich ein tolles Buch gelesen: Exerzierplatz von Stefan Zweig. Schon die Grundidee ist großartig. Ein Mann, der 1945 von Ostpreußen über die Ostsee nach Schleswig-Holstein geflüchtet ist, baut sich eine neue Existenz auf. Er pachtet einen alten Exerzierplatz und gründet dort eine Gärtnerei mit Baumschule. Nach und nach wird also aus dem Ort, wo einst Soldaten für den Krieg geübt haben, eine blühende Landschaft.

Ich finde, das ist ein tolles Bild für das Nachkriegsdeutschland! Haben wir nicht tatsächlich vieles geschafft, verändert, verbessert? Aus einem Land, das sich selbst zerstört hatte, neues, besseres entstehen lassen? Sicher, es gibt noch viel zu tun. Gerecht geht es nicht zu und die Zukunft unserer Kinder müssten wir auch dringend sichern. Aber im Grunde ist es doch wahr: Nach 1945 ist eine Menge gutes Entstanden auf dem Boden, der so verseucht war.

Beim Lesen des Buches ist mir immer wieder ein Lied in den Sinn gekommen, gedichtet schon 1942 vom deutsch-israelischen Religionswissenschaftler Schalom Ben-Chorin. Da heißt es: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder Blüten treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt? Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.“

Für mich heißt das: Gott lässt uns nicht im Stich. Er steht auf der Seite des Lebens und lässt es blühen, immer wieder neu. In dieser Hoffnung möchte ich gerne die Zukunft gestalten. Ja, es gibt große Probleme, aber mit Zuversicht und Hoffnung werden wir die lösen. Denn es ist ein höherer, der uns die Kraft dazu gibt.